Neustadt in Sachsen, 11. November 2022

30 Jahre Industrie- und Gewerbepark Neustadt in Sachsen/Langburkersdorf (IGP)

Bereits seit 30 Jahren besteht der Industrie- und Gewerbepark Neustadt in Sachsen/Langburkersdorf, in Kurzform auch IGP genannt. Die ersten Ideen, neues Gewerbe anzusiedeln, entstanden nach der sogenannten Wendezeit. Sie prägte unsere Stadt wie überall in Ostdeutschland durch die Umstellung der ehemals volkseigenen Betriebe von der sozialistischen Planwirtschaft auf die soziale Marktwirtschaft. Dabei standen die Erlangung der Wettbewerbsfähigkeit und die Erschließung neuer Absatzmärkte im Vordergrund. Viele der alten Betriebe wurden verkauft bzw. durch die Treuhandanstalt übernommen und falls sich kein Käufer fand, geschlossen. Diese Veränderungen führten zum enormen Abbau von Arbeitsstellen. Allein der Verlust von über 6.000 Arbeitsplätzen in der Landtechnikproduktion nach 1990 war für Neustadt in Sachsen nur schwer zu verkraften.

Um den Menschen neue Perspektiven zu geben, unternahm die Stadtverwaltung vielfältige Anstrengungen. Eines der allerersten Projekte war die Erschließung eines neuen Gewerbegebietes. Erste Ideen für einen Gewerbepark gab es bereits im Jahr 1990. Anfangs planten die beiden Gemeinden Neustadt in Sachsen und Langburkersdorf voneinander unabhängig, denn Neustadts Gewerbepark sollte ursprünglich auf dem Gelände des ehemaligen Fortschrittwerkes entstehen. Doch ein Veto der Treuhand verhinderte diese Möglichkeit und so beschloss die Stadt gemeinsam mit der damaligen Gemeinde Langburkersdorf ein Gewerbegebiet am jetzigen Standort zu gründen.
 

Blick in Richtung Langburkersdorf im August 1991, Foto: Ulrike Köhler
Blick in Richtung Langburkersdorf im August 1991, Foto: Ulrike Köhler

Bereits am 11. Oktober 1990 erhielten die beiden Gemeinden den ersten positiven Fördermittelbescheid vom Regierungspräsidium Dresden. Damit konnten die Vorbereitungen beginnen. Am 1. Juli 1991 wurde ein gemeinsamer Zweckverband gegründet, der die Aufgaben der Planung, der Erschließung und letztendlich des Verkaufs der neuen Gewerbegrundstücke wahrnahm. Unter anderem wurden damals die erforderlichen Flächen für den IGP mit einem Wert in Höhe von 8 Millionen D-Mark aufgekauft. Vor allem viele ältere Neustädter können sich bestimmt noch an die Mülldeponien erinnern, die beidseitig der Bischofswerdaer Straße nach dem Bahnübergang in Richtung Berthelsdorf verliefen. Die Beseitigung dieser war damals eines der größten Probleme. Man entschied sich, den Müll innerhalb des IGPs zu einem Hügel anzuhäufen, der mit einer Lehmschicht und anschließend mit Muttererde bedeckt und danach bepflanzt wurde. Heute wird er im Volksmund „Thomas-Höhe“ genannt, nach dem Bauleiter der Erschließung des Industrie- und Gewerbeparks Bernd Thomas.

Mit dem ersten Spatenstich am 22. August 1991 begann der eigentliche Bau des Industrie- und Gewerbeparks. So entstand ein modern erschlossenes 89 Hektar großes Gebiet mit 50 Hektar Betriebsfläche. Die Erschließungskosten beliefen sich auf ca. 26,3 Millionen D-Mark, davon förderte der Freistaat Sachsen 17 Millionen, die vorrangig an die neuen Ansiedler der produzierenden Gewerbe anteilig weitergegeben wurden. 

 Bau der Andreas-Schubert-Straße im Oktober 1991, Foto: Ulrike Köhler

Bau der Andreas-Schubert-Straße im Oktober 1991, Foto: Ulrike Köhler

Ausbau der jetzigen Bischofswerdaer Straße in Höhe Bahnübergang
Beim Ausbau der jetzigen Bischofswerdaer Straße in Höhe Bahnübergang im Januar 1992 hatte man mit enormen Schlammmassen zu kämpfen, Foto: Ulrike Köhler

Als erstes Unternehmen eröffnete das Renault-Autohaus am 8. Oktober 1992. Noch während der Erschließung begannen die Bauvorbereitungen für das erste produzierende Unternehmen, die Gerodur MPM Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG. Einer der wichtigsten Termine und damit die offizielle Eröffnung des Gewerbeparks fand im November 1992, genau vor 30 Jahren, mit der Übergabe der Andreas-Schubert-Straße im Beisein des damaligen Innenministers Heinz Eggert, der damaligen Bürgermeister Dieter Grützner und Manfred Elsner sowie des Bauleiters Bernd Thomas statt.

 Freigabe des ersten Bauabschnittes der Andreas-Schubert-Straße im November 1992

Zur Freigabe des ersten Bauabschnittes der Andreas-Schubert-Straße im November 1992, v.l.n.r. der damalige Innenminister Heinz Eggert und die ehemaligen Bürgermeister Dieter Grützner und Manfred Elsner, Foto: Ulrike Köhler


Luftbild IGP im Jahr 1993, Foto: Richard Büschel/Ulrike Köhler
IGP im Jahr 1993, Foto: Richard Büschel/Ulrike Köhler

Seitdem siedelten sich weitere Unternehmen an, wie zum Beispiel 1995 der Baumarkt BayWa, 1998 die Orion Stadtmöblierung GmbH und 1999 die Hohwald-Werkstätten der Lebenshilfe, um nur einige zu nennen. Um die Jahrtausendwende herum hatte der IGP bereits 27 Betriebe mit ungefähr 700 Beschäftigten. Drei Viertel der 1991 erschlossenen Fläche waren verkauft und ein Großteil der Verbindlichkeiten der Erschließungskosten beglichen.

Im Jahr 2001 entstanden im Gebiet des IGP´s an der Heinrich-Hertz-Straße in Regie der Industrie-Center Neustadt GmbH, einer Tochtergesellschaft der Stadt Neustadt in Sachen, drei Produktionshallen, in die sich produzierendes Gewerbe des Klein- und Mittelstandes als Existenzgründerhilfe für acht Jahre einmieten konnte. Auch die damalige Industriebrache Linge, welche sich aus Richtung Bischofswerdaer Straße vor den drei Hallen befindet, war als Bürogebäude ein Teil des Konzeptes.

Nach 2002 waren alle drei Hallen vermietet und auch das Bürogebäude vollständig ausgelastet. Im Jahr 2020 hat die dort ansässige und bereits im Vorfeld eingemietete Lehmann Metalltechnik GmbH den gesamten Komplex käuflich erworben und ihre Fertigungs- und Logistikfläche erweitert.

 Blick auf die Produktionshallen der ICN GmbH im Jahr 2003, Foto: Ulrike Köhler

Blick auf die Produktionshallen der ICN GmbH im Jahr 2003, Foto: Ulrike Köhler

Ein wichtiger Höhepunkt in der Geschichte des IGP´s war der Kauf einer weiteren Teilfläche im Februar 2011. Der Stadt gelang es, ein 12 Hektar großes Gelände, auf dem sich das ehemalige Dachziegelwerk Langburkersdorf befand, zu erwerben.

Ehemaliges Dachziegelwerk im Jahr 2011
Ehemaliges Dachziegelwerk im Jahr 2011

In nur wenigen Jahren wurde es komplett revitalisiert. Dort siedelten sich u. a. die Firma Veritas Sachsen GmbH sowie der Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal an. Weitere Gewerbeflächen sicherte sich das Unternehmen Gerodur MPM Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG, welches bereits im Jahr 2019 den Logistikbereich vergrößerte und sich auch in den nächsten Jahren erweitern möchte.  Ungefähr zeitgleich baute auch die WTK Elektronik GmbH, heute Müller Elektronik GmbH, eine neue Produktionshalle im Bereich der Ziegeleistraße und es siedelten sich an der Werner-von-Siemens-Straße die Firmen Ullmann Heizungsbau GmbH, IT-Systemlösungen Christian Sander und Metallbau Löser GmbH & Co. KG an.

 Arbeiten am neuen Anbau der WTK Elektronik GmbH, heute Müller Elektronik GmbH im Jahr 2019
Arbeiten am neuen Anbau der WTK Elektronik GmbH, heute Müller Elektronik GmbH im Jahr 2019

Die letzten Grundstücksveräußerungen erfolgten in den Jahren 2020/2021 an die Siebert & Merkle GmbH & Co. KG, die Möbus Umweltschutz GmbH, den Hausmeisterservice Döring sowie an eine Tochtergesellschaft der WEDA Metall GmbH und das Autohaus Angermann. Somit ist das Areal bis auf zwei kleine Grundstücke komplett belegt und das Ziel, des bereits 1991 gegründeten Gewerbeparks, wichtige Voraussetzungen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region zu schaffen, mehr als erfüllt.

Anbau eines Sozialtraktes bei Gerodur MPM Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG im November 2022

Anbau eines Sozialtraktes bei Gerodur MPM Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG im November 2022

IGP im Jahr 2022
Blick auf einen Teil des IGP´s in heutiger Zeit, Foto: Enrico Bartsch


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