Neustadt in Sachsen, 12. August 2024

Offener Brief des Bürgermeisters an den Ministerpräsidenten und den Staatsminister des Innern des Freistaates Sachsen

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
Sehr geehrter Herr Staatsminister,

mit großer Sorge blicke ich auf die derzeitige Entwicklung der Asklepios Orthopädischen Klinik Hohwald. 

Die Klinik, von 1902 bis 1905 als Lungenheilstätte auf dem heutigen Territorium der Stadt Neustadt in Sachsen errichtet, befindet sich mitten im Wald und wird seit Mitte der siebziger Jahre als Fachklinik für Orthopädie betrieben. Sie bietet optimale Bedingungen für die entsprechenden Operationen, deren weitere Behandlung, Nachsorge und Genesung der Patienten. In den vergangenen Jahrzehnten wurden dafür zahlreiche Investitionen getätigt, so unter anderem ein Neubau eines hochmodernen Operationstraktes. Auch beschäftigt die Klinik sehr gutes Fachpersonal, was über die Stadtgrenzen sich einen guten Ruf unter der Ärzteschaft und den Patienten erarbeitet hat. Mit den Investitionen und dem entsprechenden Personal wird die Klinik nationalen und internationalen Standard gerecht, was sich auch im Patientenkreis widerspiegelt.

Sicher auch der geografischen Lage geschuldet, ist diese Einrichtung eine der wenigen, die völlig autark arbeiten können.

Nunmehr ist geplant, diese Klinik in den nächsten Jahren in das Krankenhaus in Sebnitz zu integrieren und den Standort anderweitig zu nutzen. Ärzteschaft und Personal sollen dann „umgesiedelt“ werden. Ein Vorhaben, welches nicht nur bei mir erhebliche Zweifel weckt.
Die Klinik Sebnitz ist als Standort in keiner Weise mit dem jetzigen Objekt vergleichbar. Es würde dann unweigerlich die Spezifizierung wegfallen und im Krankenhaus Sebnitz in die jetzige Struktur nur ein Teil Orthopädie eingegliedert werden. Ebenso ist die propagierte Weiternutzung mit dem Aufbau einer Rehabilitationsklinik am Standort Hohwald aus meiner Sicht nicht so ohne weiteres umsetzbar. Die Klinik wäre faktisch tot.

Die Ausführungen des Regionalgeschäftsführers in der Stadtratssitzung des Monats Juni 2024 bestätigen dies indirekt. Leider geht es den „Gesundheitskonzernen“ nicht mehr vordergründig um das Wohl der Patienten, sondern um die Höhe ihres Profits. Eine sehr traurige Entwicklung in Deutschland, wenn sich Behandlungsdauer und -methoden nach dem zu verdienenden Geld richten.


Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrter Herr Staatsminister,

ich bitte Sie, auch im Namen der Bürgerinnen und Bürger, Ihr politisches Gewicht in die Waagschale zu werfen, um ein Sterben dieser mehrfach ausgezeichneten Top-Einrichtung zu verhindern. Die gesundheitliche Daseinsvorsorge ist unsere gemeinsame Aufgabe.

Mit herzlichen Grüßen

 

Peter Mühle
Bürgermeister

Offener Brief im Original vom 12.08.2024


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